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Übersetzung: Christian Hanisch Lektorat: Matthias Daues
Diese herrliche Musik, die Eingangsmusik --
"Der Elefantenmarsch" aus Aida -- ist die Musik, die ich für meine Beerdigung ausgewählt habe.
(Gelächter)
-- und Sie können erkennen warum. Sie ist triumphal.
Ich werde -- Ich werde nichts fühlen, aber wenn ich könnte,
würde ich mich triumphal fühlen, überhaupt gelebt zu haben,
und auf diesem herrlichen Planeten gelebt zu haben,
und dass mir die Gelegenheit gegeben wurde, etwas davon zu begreifen,
warum ich überhaupt hier gewesen bin, bevor ich nicht hier war.
Können Sie meinen altmodischen Englischen Akzent verstehen?
Wie jeder andere war ich gestern von der Tiersitzung hingerissen.
Robert Full und Frans Lanting und andere --
die Schönheit der Dinge, die sie zeigten.
Die einzige leicht misstönende Anmerkung war, als Jeffrey Katzenberg über den Mustang sagte,
er sei "das herrlichste Wesen, das Gott auf seine Erde gebracht hat."
Nun, natürlich wissen wir, dass er das nicht wirklich so gemeint hat,
aber in diesem Land kann man zur Zeit nicht vorsichtig genug sein.
(Gelächter)
Ich bin Biologe und der Hauptlehrsatz unseres Fachs ist: Die Theorie des Designs,
Darwins Theorie der Evolution durch natürliche Auslese.
Überall in Expertenkreisen ist sie natürlich allgemein akzeptiert.
In Nicht-Expertenkreisen außerhalb Amerikas wird sie größtenteils ignoriert.
Aber in Nicht-Expertenkreisen innerhalb Amerikas,
entfacht sie so viel Feindschaft --
(Gelächter)
-- dass man sagen kann, die amerikanischen Biologen befänden sich im Kriegszustand.
Dieser Krieg ist zur Zeit so beunruhigend,
mit Gerichtsverfahren, die in einem Bundesstaat nach dem anderen auftreten,
dass ich meinte, dass ich etwas dazu sagen müsste.
Falls Sie wissen möchten, was ich über den Darwinismus selbst zu sagen habe,
befürchte ich, dass sie einen Blick in meine Bücher werfen müssen,
die Sie im Buchladen draußen nicht finden werden.
(Gelächter)
Gegenwärtige Gerichtsverfahren
behandeln häufig eine angeblich neue Form des Kreationismus,
genannt Intelligentes Design bzw. ID.
Lassen Sie sich nicht täuschen. ID ist nichts neues.
Es ist nur Kreationismus unter anderem Namen.
Umgetauft -- ich habe dieses Wort mit Bedacht gewählt --
(Gelächter)
-- aus taktischen, politischen Gründen.
Die Argumente der sogenannten ID Theoretiker
sind die gleichen alten Argumente die immer und immer wieder widerlegt wurden,
seit Darwins Zeiten bis zum heutigen Tag.
Es exisitert eine effiziente Evolutionslobby,
die den Kampf im Namen der Wissenschaft koordiniert,
und ich versuche alles was ich kann um ihnen zu helfen,
aber sie regen sich auf, wenn Leute wie ich es zu erwähnen wagen,
dass wir sowohl Atheisten als auch Evolutionisten sind.
Sie sehen uns als Unruhestifter und Sie können verstehen warum.
Kreationisten, denen jeglicher schlüssige, wissenschaftliche Beweis für ihre Behauptungen fehlt,
greifen auf die populäre Phobie gegen Atheisten zurück.
Lehre Deine Kinder Evolution im Biologieunterricht
und sie werden bald Drogen, schwerem Diebstahl und sexueller Preversion (sic!) verfallen.
(Gelächter)
Tatsächlich sind gebildete Theologen, angefangen mit dem Papst,
natürlich große Befürworter der Evolution.
Das Buch "Finding Darwin's God" von Kenneth Miller
ist einer der effektivsten Angriffe auf Intelligentes Design
den ich kenne, und er ist umso mehr effektiv
da er von einem strenggläubigen Christen geschrieben wurde.
Menschen wie Kenneth Miller können als Geschenk des Himmels für die Evolutionslobby gesehen werden
(Gelächter)
da sie die Lüge aufdecken, die Evolutionstheorie sei tatsächlich
gleichbedeutend mit Atheismus.
Andererseits sind Menschen wie ich Unruhestifter.
Aber hier möchte ich etwas nettes über Kreationisten sagen.
Ich tue dies nicht oft, also hören Sie aufmerksam zu.
(Gelächter)
Ich denke, dass Sie in einer Sache Recht haben.
Ich denke sie haben Recht, dass die Evolution
im Grunde feindselig zur Religion ist.
Ich habe bereits gesagt, dass viele einzelne Evolutionisten, wie der Papst,
auch religiös sind, aber ich denke sie täuschen sich selbst.
Ich glaube, dass ein echtes Verständnis des Darwinismus
zerstörend für den Glauben ist.
Nun hört sich dies so an, als wollte ich Atheismus predigen,
und ich kann Ihnen versichern, dass ich das nicht machen werde.
Bei einem Publikum, das so gebildet ist, -- so wie diesem --
würde ich nur offene Türen einrennen.
Nein, wozu ich Sie dränge --
(Gelächter)
-- wozu ich Sie stattdessen dränge ist militanter Atheismus.
(Gelächter)
(Applaus)
Aber das beschreibt es zu negativ.
Wollte ich -- wäre ich derjenige, der daran interessiert wäre, Glauben zu bewahren,
hätte ich Angst vor der positiven Kraft der Evolutionslehre
und vor irgendeiner Wissenschaft im allgemeinen, aber vor der Evolution im besonderen,
zu inspirieren und zu fesseln, eben weil sie atheistisch ist.
Nun, das schwierige Problem für jede Theorie biologischen Designs
ist es, die massive statistische Unwahrscheinlichkeit von Lebewesen zu erklären.
Statistische Unwahrscheinlichkeit in Richtung guten Designs --
Komplexität ist ein anderes Wort hierfür.
Das Standardargument der Kreationisten -- es gibt nur eines, sie alle reduizieren sich hierzu --
beginnt mit statistischer Unwahrscheinlichkeit.
Lebewesen seien zu komplex um durch Zufall entstanden zu sein;
daher müssen sie einen Designer gehabt haben.
Dieses Argument schießt sich natürlich selbst ins Knie.
Jeder Designer, der in der Lage ist etwas sehr komplexes zu gestalten,
muss selbst noch viel komplexer sein, ganz zu Schweigen
von all den anderen Dingen, die von ihm erwartet werden,
wie Sünden vergeben, Ehen segnen, Gebete erhören --
-- unsere Seite im Krieg zu unterstützen --
(Gelächter)
-- unser Sexualleben ablehnen, usw.
(Gelächter)
Komplexität ist das Problem, das jede Theorie in der Biologie lösen muss,
und man kann es nicht lösen, indem man eine Macht postuliert, die noch viel komplexer ist,
und damit das Problem einfach verschärft.
Die darwinsche natürliche Selektion ist so erstaunlich elegant,
weil sie das Problem, die Komplexität zu erklären,
in Form von nichts anderem als Einfachheit löst.
Im Wesentlichen macht sie dies, indem sie eine sanfte Rampe
schrittweiser Inkremente liefert.
Aber hier möchte ich nur darauf Wert legen,
dass die Eleganz des Darwinismus genau deshalb zerstörend für den Glauben ist
weil sie so elegant ist, so sparsam, so mächtig,
so wirtschaftlich mächtig.
Sie hat die kraftvolle Sparsamkeit einer schönen Hängebrücke.
Die Gottestheorie ist nicht nur eine schlechte Theorie.
Es zeigt sich, dass sie prinzipiell nicht in der Lage ist, das zu tun, was sie soll.
Um nun zu Taktik und der Evolutionslobby zurückzukehren,
möchte ich anbringen, dass Unruhestiften möglicherweise genau das Richtige ist.
Mein Vorgehen, den Kreationismus anzugreifen, unterscheidet sich von der Evolutionslobby.
Mein Vorgehen, den Kreationismus anzugreifen, ist es, die Religion als Ganzes anzugreifen
und hier muss ich das bemerkenswerte Tabu anerkennen,
schlecht über Religion zu sprechen,
und ich werde dies mit den Worten des späten Douglas Adams tun,
einem lieben Freund, der, sollte er nie bei TED gewesen sein,
sicherlich hätte eingeladen werden sollen.
(Richard Saul Wurman: Er war es.)
Richard Dawkins: Er war es. Gut. I dachte, er muss es gewesen sein.
Er beginnt seine Rede, die in Cambridge aufgenommen wurde,
kurz bevor er starb.
Er beginnt, indem er erklärt, wie die Wissenschaft durch das Überprüfen von Hypothesen funktioniert,
solche, die anfällig für Widerlegung sind, und er fährt fort.
Ich zitiere: "Religion scheint nicht so zu funktionieren.
Sie besitzt im Kern bestimmte Ansichten, die wir geistlich oder heilig nennen.
Das bedeuted, dass es hier eine Ansicht oder Auffassung gibt,
über die man nichts schlechtes sagen darf.
Man darf es einfach nicht. Warum? Darum!
(Gelächter)
Wie kann es sein, dass es absolut in Ordnung ist, die Republikaner oder die Demokraten zu unterstützen,
dieses Wirtschaftsmodell statt diesem, Macintosh anstelle von Windows,
aber eine Meinung darüber zu haben, wie das Universum begann,
darüber, wer das Universum geschaffen hat -- nein, das ist heilig.
Also sind wir nicht damit vetraut, religiöse Ideen anzufechten,
und es ist sehr interessant, wieviel Aufsehen Richard erregt,
wenn er es macht." Er meinte mich, nicht ihn.
"Jeder gerät darüber außer sich,
denn es ist nicht erlaubt, diese Dinge zu sagen, jedoch, wenn man die Sache rational betrachtet,
gibt es keinen Grund, warum diese Ansichten nicht so zur Diskussion stehen sollten,
wie jede anderen, außer, dass wir irgendwie zwischen uns vereinbart haben,
dass sie es nicht sollten," und hiermit endet Douglas Zitat.
So wie ich es sehe, ist nicht nur die Wissenschaft zerstörend für die Religion,
die Religion ist zerstörend für die Wissenschaft.
Sie lehrt die Menschen, sich mit banalen, übernatürlichen nicht-Erklärungen zufrieden zu geben
und macht sie blind für die wundervollen wahren Erklärungen, die zum Greifen nahe sind.
Sie lehrt sie, Autorität, Offenbarung und Schicksal zu akzeptieren
anstelle immer einen Beweis einzufordern.
Dies ist Douglas Adams, ein großartiges Bild aus seinem Buch "Last Chance to See".
Nun, hier ist eine typische wissenschaftliche Fachzeitschrift, die "Quarterly Review of Biology"
Und ich werde als Gasteditor eine Sonderausgabe
zu der Frage "Hat ein Asteroid die Dinosaurier getötet?" zusammenstellen.
Und der erste Beitrag ist eine gewöhnliche wissenschaftliche Veröffentlichung
die Belege aufzeigt, "Iridiumschicht an der K-T-Grenze
Kalium-Argon datierter Krater in Yucatan,
deutet darauf hin, dass ein Asteroid die Dinosaurier getötet hat."
Eine ganz gewöhnliche wissenschaftliche Veröffentlichung.
Nun die nächste: "Der Präsident der Royal Society
hat eine starke innere Überzeugung gewähren lassen," -- (Gelächter) --
"... dass ein Asteroid die Dinosaurier getötet hat."
(Gelächter)
"Es wurde Professor Huxtane vertraulich offenbart,
dass ein Asteroid die Dinosaurier getötet hat."
(Gelächter)
"Professor Hordley wurde erzogen,
gänzliches und bedingungsloses Vertrauen zu haben," --
(Gelächter)
"... dass ein Asteroid die Dinosaurier getötet hat."
"Professor Hawkins hat ein offizielles Dogma verkündet,
bindend für alle loyalen Hawkinsianer,
dass ein Asteroid die Dinosaurier getötet hat."
(Gelächter)
Das ist natürlich unvorstellbar.
Aber angenommen --
(Applaus)
-- ein Reporter hätte 1987 George Bush sen. gefragt,
ob er gleichwertige Staatsbürgerschaft und Patriotismus
von Amerikanern anerkennt, die Atheisten sind.
Bushs Antwort ist berüchtigt.
"Nein, ich denke nicht, dass Atheisten als Bürger betrachtet werden sollten,
auch nicht als Patrioten.
Dies ist eine Nation unter Gott."
Bushs Bigotterie war kein Ausrutscher,
der im Eifer des Gefechts herausgerutscht war und später zurückgenommen wurde.
Er stand dazu, trotz wiederholter Aufforderungen zur Erläuterung oder zum Widerruf.
Er meinte es wirklich.
Genauer genommen wusste er, dass es seine Wahl nicht gefährden würde, ganz im Gegenteil.
Demokraten wie Republikaner zeigen ihre Religiösität
wenn sie gewählt werden möchten. Beide Parteien berufen sich auf eine Nation unter Gott.
Was hätte Thomas Jefferson gesagt? ("In jedem Land und zu jeder Zeit war der Priester feindlich zur Freiheit.")
Im Übrigen, ich bin normalerweise nicht sehr stolz darauf, Britisch zu sein,
aber dieser Vergleich muss sein.
(Applaus)
Was ist ein Atheist in der Praxis?
Ein Atheist ist einfach jemand, der von Jahwe das hält,
was jeder anständige Christ von Thor, Baal oder dem Goldenen Kalb hält.
Wie schon einmal gesagt wurde, sind wir alle Atheisten in Bezug auf fast alle Götter,
an die die Menschheit jemals geglaubt hat. Einige von uns gehen nur einen Gott weiter.
(Gelächter)
(Applaus)
Und wie auch immer wir den Atheismus definieren, er ist bestimmt die Art wissenschaftlicher Meinung,
die eine Person haben kann, ohne als
ein unpatriotischer, nichtwählbarer nicht-Bürger verunglimpft zu werden.
Nichtsdestotrotz ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass zuzugeben, ein Atheist zu sein,
gleichbedeutend ist, wie sich als Herr Hitler oder Fräulein Beelzebub vorzustellen.
Und all das rührt von der Vorstellung her, Atheisten seien
eine Art seltsame, schräge Minderheit.
Natalie Angier schrieb einen ziemlich traurigen Beitrag im New Yorker,
wie einsam sie sich als Atheistin fühle.
Sie fühlt sich in einer belagerten Minderheit,
aber wie setzen sich die Amerikanischen Atheisten zahlenmäßig tatsächlich zusammen?
Die letzte Umfrage ist überraschend ermutigende Lektüre.
Das Christentum hat natürlich den massiven Löwenanteil
der Bevölkerung, mit fast 160 Millionen.
Aber was meinen Sie ist die zweitgrößte Gruppe,
die eindeutig die Juden mit 2,8 Millionen, die Muslime mit 1,1 Millionen
und die Hindus, die Buddhisten und alle anderen Religionen gemeinsam übertrifft?
Die zweitgrößte Gruppe, fast 30 Millionen,
ist die, die sich als nicht-religiös oder weltlich beschreibt.
Man kann sich nur wundern, warum Politiker auf Stimmensuche
so sprichwörtlich von der Macht, z.B. der jüdischen Lobby, übereingeschüchtert sind.
Der Staat Israel scheint seine Existenz
den Amerikanischen Jüdischen Wählerstimmen zu verdanken, während er zur gleichen Zeit
die Nichtreligiösen der politischen Vergessenheit ausliefert.
Diese weltlichen nichtreligiösen Wählerstimmen, falls richtig mobilisert,
sind neunmal so viele als die Jüdischen.
Warum unternimmt diese bei weitem beträchtlichere Minderheit
nicht einen Schritt, um ihre politischen Muskeln spielen zu lassen?
Nun denn, so viel zum Thema Quantität. Wie steht es mit der Qualität?
Gibt es einen Zusammenhang, positiv oder negativ,
zwischen Intelligenz und der Tendenz religiös zu sein?
(Gelächter)
Die Studie die ich zitierte, die ARIS Studie,
schlüsselte ihre Daten nicht nach sozioökonomischer Klasse oder Bildung,
IQ oder irgendetwas anderem auf.
Aber ein kürzlich im Mensa magazine erschienener Artikel von Paul G. Bell
liefert einige Hinweise.
Wie Sie wissen ist Mensa eine internationale Organisation
für Menschen mit sehr hohem IQ.
Und durch Metaanalyse der Literatur
kommt Bell zu dem Schluss, dass (ich zitiere) "von 43 Studien, die seit 1927
über den Zusammenhang zwischen religiösem Glauben und der eigenen Intelligenz oder Bildungsniveau durchgeführt wurden,
alle außer vier eine inverse Abhängigkeit aufzeigten.
Sprich, je höher die eigene Intelligenz oder je höher das Bildungsniveau,
desto unwahrscheinlicher ist er religiös."
Nun, ich habe die originalen 42 Studien nicht gesehen und ich kann die Metaanalyse nicht kommentieren,
aber ich würde gerne mehr Untersuchungen zu diesem Thema sehen.
Und ich weiß, dass es, wenn ich so eigennützig sein darf,
dass es Personen in diesem Publikum gibt,
denen es leicht fiele eine großangelegte Umfrageforschung zu finanzieren, um diese Frage zu beantworten,
und ich mache diesen Vorschlag meiner bescheidenen Meinung nach.
Aber lassen Sie mich Ihnen nun ein paar Daten zeigen,
die ordentlich publiziert und analysiert wurden,
über eine besondere Gruppe, nämlich Top Wissenschaftler.
1998 befragten Larson und Witham
die besten Amerikanischen Wissenschaftler,
solche, die durch die Wahl in die National Academy of Sciences geehrt wurden.
Und innerhalb dieser erlesenen Gruppe
sank der Glaube an einen persönlichen Gott auf erschütternde sieben Prozent.
Ungefähr 20 Prozent sind agnostisch und die übrigen können Atheisten genannt werden.
Ähnliche Zahlen gibt es zum Glauben an die eigene Unsterblichkeit.
Bei Biologen sind die Zahlen noch niedriger,
nur 5,5 Prozent glauben an Gott. Physiker: 7,5 Prozent.
Ich habe keine entsprechenden Zahlen für Topwissenschaftler
anderer Felder wie Geschichte oder Philosophie gesehen,
aber ich wäre erstaunt, wenn sie anders wären.
Nun haben wir eine wirklich bemerkenswerte Situation erreicht,
ein groteskes Ungleichgewicht zwischen der Amerikanischen Intelligenzija
und der Amerikanischen Wählerschaft.
Eine philosophische Auffassung über das Wesen des Universums,
die von der großen Mehrheit der Amerikanischen Topwissenschaftler vertreten wird
und wahrscheinlich auch von der Mehrheit der Intelligenzija überhaupt,
ist so abstoßend für die Amerikanische Wählerschaft,
dass kein Kandidat, der sich zu einer Wahl hat aufstellen lassen, es wagt, diese öffentlich zu bekräftigen.
Sollte ich richtig liegen, so hieße dies, dass der Zugang zu den obersten Ämtern
im großartigsten Land der Welt
denjenigen, die am besten dafür geeignet sind, der Intelligenzija, verwehrt ist,
es sein denn, sie sind bereit über ihre Ansichten zu lügen.
Um es ganz offen zu sagen, machen es die Amerikanischen politischen Ansichten
denen wirklich schwer,
die gleichzeitig intelligent und ehrlich sind.
(Applaus)
Ich bin kein Bürger dieses Landes, also hoffe ich, dass es nicht als unziemlich betrachtet wird,
wenn ich empfehle, dass etwas getan werden muss.
(Gelächter)
Und ich habe bereits angedeuted, was dieses etwas ist.
Ausgehend von dem, was ich von TED gesehen habe, glaube ich, dass dies der ideale Ort ist um loszulegen.
Nochmals, ich fürchte es wird teuer werden.
Wir brauchen bewusstseinsfördernde
coming-out Kampagne für Amerikanische Atheisten.
(Gelächter)
Ähnlich der Kampagne von Homosexuellen
vor einigen Jahren,
obgleich, Gott bewahre, wir nicht hergehen sollten
und Personen gegen ihren Willen öffentlich outen.
In den meisten Fällen helfen die, die sich selber outen
den Mythos zu zerstören, dass etwas faul ist mit Atheisten.
Im Gegenteil,
sie werdem zeigen, dass Atheisten oftmals genau diejenigen sind,
die als anständige Vorbilder für ihre Kinder dienen können.
Solche, die ein Werbefachmann gebrauchen könnte um für ein Produkt zu werben.
Solche, die hier im Raum anwesend sind.
Es müsste einen Schneeballeffekt geben, ein positives Feedback,
je mehr Namen wir haben, desto mehr bekommen wir.
Es könnten Nichtlinearitäten oder Grenzflächeneffekte auftreten.
Sollte eine kritische Masse erreicht sein,
so könnte eine plötzliche Beschleunigung bei der Anwerbung auftreten.
Und nochmals, es wird Geld kosten.
Ich vermute, dass das Wort "Atheist"
einen Stolperstein enthält oder ein solcher bleibt,
und zwar in viel größerem Maße, als er eigentlich bedeutet. Ein Stolperstein für diejenigen,
die sich sonst gerne outen würden.
Welche Argumente könnten noch vorgebracht werden um den Weg zu erleichtern,
die Räder zu ölen, die Tablette zu süßen? Darwin selbst zog agnostisch vor --
und zwar nicht nur aus Loyalität zu seinem Freund Huxley, von dem der Begriff stammt.
Darwin sagte: "Ich war nie ein Atheist
im dem Sinne, dass ich die Existenz eines Gottes bestreite.
I denke, dass allgemein Agnostiker
meinen Geisteszusand am besten beschreibt."
Er wurde in Bezug auf Edward Aveling ungewöhnlich reizbar.
Aveling war ein militanter Atheist,
dem es nicht gelang, dass Darwin
die Widmung seines Buches über Atheismus annimmt --
was zufällig ein faszinierendes Gerücht zur Folge hatte,
nämlich dass Karl Marx versucht hat, Darwin "Das Kapital" zu widmen,
was er aber nicht tat. Tatsächlich war es Edward Aveling.
Was wirklich geschah, war, dass Marx Tochter Avelings Geliebte war,
und nach dem Tod von Darwin und Marx
wurden Unterlagen von Marx und Aveling durcheinandergebracht.
Und von einem Brief von Darwin, mit dem Inhalt "Mein verehrter Herr, vielen Dank,
aber ich möchte nicht, dass Sie mir Ihr Buch widmen."
wurde fälschlicherweise angenommen, dass er an Marx adressiert war,
und das hatte dieses Gerücht zur Folge, von dem Sie wahrscheinlich schon gehört haben.
Es ist eine Art Großstadtmythos,
dass Marx versucht hat, Darwin "Das Kapital" zu widmen.
Jedenfalls war es Aveling, und als sie sich trafen, forderte Darwin Aveling heraus,
"Warum nennen Sie sich Atheisten?"
"Agnostisch," antwortete Aveling, "bedeutet einfach respektvoll atheistisch,
und atheistisch bedeutet einfach aggressiv agnostisch."
Darwin beklagte: "Aber warum sollten Sie so aggressiv sein?"
Darwin war der Meinung, dass der Atheismus schon recht und gut für die Intelligenzija sei,
dass die gewöhlichen Leute aber wohl, Zitat, "nicht reif dafür" seien.
Dies ist natürlich unser alter Freund, das "sei kein Unruhestifter" Argument.
Es gibt keine Aufzeichnung, ob Aveling Darwin aufgefordert hat, von seinem hohen Ross herunterzukommen.
(Gelächter)
Aber auf jeden Fall ist dies nun über 100 Jahre her.
Man möchte meinen, wir wären seitdem erwachsen geworden.
Nun, ein befreundeter intelligenter, nicht praktizierender Jude,
der den Sabbat nur aus Gründen
kultureller Solidarität beachtet,
beschreibt sich selbst als "Zahnfee-Agnostiker".
Er würde sich selbst nicht als Atheisten beschreiben,
weil es im Grunde unmöglich sei, eine Nichtexistenz zu beweisen,
aber agnostisch besagt, dass die Existenz Gottes
genauso wahrscheinlich ist, wie seine Nichtexistenz.
Also, mein Freund ist strikt agnostisch, was die Zahnfee angeht,
aber sie ist ziemlich unwahrscheinlich, nicht wahr? So wie Gott.
Daher der Ausdruck "Zahnfee-Agnostiker",
aber Bertrand Russell brachte das gleiche zum Ausdruck
indem er einen hypothetischen Teekessel beschrieb, der sich in der Umlaufbahn des Mars befindet.
Sie müssen einfach agnostischer Ansicht sein,
ob es einen Teekessel in der Umlaufbahn des Mars gibt,
aber das bedeutet nicht, dass Sie die Wahrscheinlichkeit seiner Existenz
so vehement vertreten, wie seine Nichtexistenz.
Die Liste der Sachen, bei denen wir einfach agnostischer Ansicht sein müssen
hört nicht bei Zahnfeen und Teekesseln auf. Sie ist unendlich lang.
Wenn Sie an eine bestimmte Sache glauben möchten,
seien es Einhörner oder Zahnfeen oder Teekessel oder Jahwe,
die Beweislast liegt bei Ihnen warum Sie das tun.
Und nicht bei uns, warum wir es nicht tun.
Wir Atheisten sind außerdem A-Feeisten und A-Teekesselisten.
(Gelächter)
Aber wir machen uns nicht die Mühe, dies zu sagen,
und das ist der Grund, warum mein Freund den Begriff Zahnfee-Agnostiker
als Beschreibung für diejenigen verwendet, die die meisten Menschen Atheisten nennen würden.
Nichtsdestotrotz, wenn wir wollen, dass diejenigen sich der Öffentlichkeit zeigen, die tief im Innern Atheisten sind,
dann müssen wir uns etwas besseres
auf die Fahnen schreiben, als Zahnfee- oder Teekesselagnostiker.
Wie wäre es mit Humanist?
Dies hätte den Vorteil, dass ein weltweites Netzwerk gut organisierter Vereinigungen
und Fachzeitschriften bereits installiert ist.
Das Problem, das ich damit habe ist der offensichtliche Anthropozentrismus.
Wir haben von Darwin gelernt,
dass die menschliche Spezies nur eine
unter Millionen von Vettern ist, manche nah, manche fern.
Und es gibt andere Möglichkeiten, z.B. Naturalist.
Aber das bringt Verwechselungsprobleme,
denn Darwin hätte geglaubt, Naturalisten seien --
Naturalist bedeutet natürlich das Gegenteil von Supernaturalist.
Und das wird manchmal verwendet.
Darwin wäre verwirrt von der anderen Art Naturalisten,
was er natürlich war und es gibt bestimmt noch mehr,
die es mit Nudismus verwechsen würden.
(Gelächter)
Solche Leute gehören wahrscheinlich auch zu dem Britischen Lynchmob
der letztes Jahr einen Pädiatristen mit einem Pedophilen verwechselt und angegriffen hat.
(Gelächter)
I denke die beste Alternative für Atheist ist einfach Nichttheist.
Ihr fehlt die starke Assoziation, dass es definitv keinen Gott gibt,
und könnte von daher leicht von Teekessel- und Zahnfeeagnostikern akzeptiert werden.
Dies ist völlig kompatibel mit dem Gott der Physiker.
Wenn Leute wie -- wenn Atheisten
wie Stephen Hawking und Albert Einstein das Wort "Gott" benutzen,
dann benutzen sie es natürlich als praktische Metapher
für diesen tiefen, mystischen Teil der Physik, den wir noch nicht verstehen.
Nichttheist ist der richtige Ausdruck für all das, aber anders als Atheist
ruft er nicht die gleichen phobischen, hysterischen Reaktionen hervor.
Aber ich denke wirklich, dass die Alternative ist,
den reizbaren Begriff Atheist zu nehmen,
gerade weil es ein Tabuwort ist,
begleitet vom Schaudern hysterischer Phobien.
Es ist wahrscheinlich schwieriger eine kritische Masse mit dem Begriff Atheist zu erreichen,
als mit Nichttheist,
oder irgendeinem anderen nichtprovozierendem Wort.
Aber sollten wir es mit diesem gefürchtetem Wort "Atheist" schaffen,
so wäre die politische Wirkung noch größer.
Ich habe gesagt, wäre ich religiös, so hätte ich Angst vor der Evolution. Ich würde noch weiter gehen.
Ich würde die Wissenschaft an sich, wenn ich sie korrekt verstehen würde, fürchten.
Und das liegt daran, dass die wissenschaftliche Weltanschauung
so viel spannender und poetischer ist,
und mit so vielen schieren Wundern gefüllt ist, als alles
in den von Armut geplagten Arsenalen der religiösen Vorstellung.
Carl Sagan, ein weiterer kürzlich verstorbener Held, sagte folgendes:
"Wie kann es sein, dass kaum eine der großen Religionen die Wissenschaft betrachtet hat
und zu dem Schluss kam, 'Das ist besser als wir dachten!
Das Universum ist viel größer als unsere Prophet gesagt hat,
größer, ausgetüftelter, eleganter'? Stattdessen sagen sie, 'Nein, nein, nein!
Mein Gott ist ein kleiner Gott und ich will dass er das bleibt.'
Eine Religion, alt oder neu,
die die Großartigkeit des Universums betonen würde,
so wie sie von der modernen Wissenschaft entdeckt wurde,
könnte Reserven von Verehrung und Ehrfurcht entfachen,
die vom herkömmlichen Glauben kaum tangiert werden."
Dies ist ein elitäres Publikum,
und ich würde daher davon ausgehen, dass ca. 10 Prozent von Ihnen religiös sind.
Viele von Ihnen unterstützen wahrscheinlich unsere höfliche kulturelle Einstellung, dass wir Religionen respektieren sollen,
aber ich vermute, dass eine ziemliche Zahl von ihnen
insgeheim die Religion genauso verachten, wie ich es tue.
(Gelächter)
Sollten Sie einer von ihnen sein, und natürlich sind es viele von ihnen nicht,
aber sollten Sie einer von Ihnen sein, so bitte ich Sie, aufzuhören, höflich zu sein,
treten Sie hervor und sprechen Sie, und sollten Sie reich sein,
denken Sie über Wege nach, wie Sie etwas bewegen können.
Die religiöse Lobby in diesem Land
ist massiv von Stiftungen finanziert, ohne über die Steuervorteile zu sprechen,
von Stiftungen wie der Templeton Foundation und dem Discovery Institute.
We brauchen einen anti-Templeton, der hervortritt.
Wenn sich meine Bücher nur genauso gut verkauften wie Stephen Hawkings Bücher,
anstelle nur genauso gut wie Richard Dawkins Bücher, so würde ich es selber tun.
Die Leute fragen immer, "Wie hat Sie der 11. September verändert?"
Nun, so hat er mich verändert:
Lasst uns aufhören, so verdammt respektvoll zu sein.
Ich danke Ihnen vielmals.
(Applaus)