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Übersetzung: Tonia David Lektorat: Angelika Lueckert
Hi. Ich bin Architekt.
Ich bin der einzige Architekt weltweit,
der Gebäude aus Papier, wie aus dieser Pappröhre, macht.
Dies ist meine erste Ausstellung,
bei der ich Papierröhren benutzte.
1986, lange bevor man begann, über
Ökologie und Umweltprobleme zu reden,
fing ich an, Papierröhren zum Bau
von Gebäuden zu testen.
Es ist sehr kompliziert, neue Materialien für Gebäude zu testen,
doch dies war viel stärker, als ich erwartet hatte,
und leicht wasserdicht zu machen,
und als industrieller Werkstoff
auch hitzebeständig zu machen.
Dann konstruierte ich 1990 einen temporären Bau.
Dies ist das erste aus Papier gemachte temporäre Gebäude.
Da sind 330 Röhren mit einem Durchmesser von 55 cm
und nur 12 Röhren mit einem Durchmesser
von 120 cm, bzw. 4 Fuß.
Wie man auf dem Foto sieht, ist darin die Toilette.
Falls das Toilettenpapier aus ist,
kann man etwas von der Wand reißen. (Lachen)
Das ist also sehr praktisch.
2000 war eine große Expo in Deutschland.
Man bat mich, ein Gebäude zu entwerfen,
denn Thema der Expo waren Umweltprobleme.
Ich wurde ausgewählt, einen Pavillon aus Papierröhren zu bauen,
recyclingfähigem Papier.
Mein Ziel war nicht die Fertigstellung des Gebäudes.
Mein Ziel war, dass beim Abbau
mein Gebäude wiederverwendet oder recycelt wird,
denn jedes Land baut Pavillons
und so entsteht nach einem halben Jahr viel Industriemüll.
Das Gebäude wurde später recycelt.
Das war das Ziel meines Entwurfs.
Dann hatte ich das Glück den Wettbewerb für den Bau
des zweiten Centre Pompidou, zu gewinnen, in Frankreich,
in der Stadt Metz.
Ich wollte ein Büro in Paris mieten,
doch weil ich so arm war,
konnte ich mir das nicht leisten.
Daher beschloss ich, meine Studenten mit nach Paris zu nehmen,
um unser Büro auf dem Centre Pompidou in Paris
selber zu bauen.
Wir brachten also Papierröhren und Verbindungsstücke aus Holz mit
zum Bau eines 35 m langen Büros.
Wir blieben 6 Jahre da, ohne Miete zu zahlen.
(Lachen) (Applaus)
Danke. Ich hatte ein großes Problem.
Weil wir Teil der Ausstellung waren,
mussten selbst meine Freunde eine Eintrittskarte kaufen, um mich zu treffen.
Das war das Problem.
Dann stellten wir das Centre Pompidou in Metz fertig.
Jetzt ist es ein sehr beliebtes Museum;
ich schuf ein großes Baudenkmal für die Regierung.
Doch dann war ich sehr enttäuscht
mit meinem Beruf als Architekt,
weil wir nicht helfen, wir arbeiten nicht für die Gesellschaft,
sondern für privilegierte Personen,
Reiche, die Regierung, Bauunternehmer.
Die haben Geld und Macht.
Diese Dinge sind unsichtbar.
Deshalb beauftragt man uns, sie sichtbar zu machen
durch die Erschaffung monumentaler Architektur.
Das ist unser Beruf, historisch war es so
und sogar jetzt ist das auch so.
Ich war also sehr enttäuscht, dass wir nicht für die Gesellschaft arbeiten,
obwohl es so viele Personen gibt,
die durch Naturkatastrophen ihre Häuser verloren haben.
Doch ich muss sagen, dass es sich dabei nicht mehr um Naturkatastrophen handelt.
Erdbeben z. B. töten Menschen nicht,
einstürzende Gebäude töten Menschen.
Das ist die Verantwortung der Architekten.
Dann brauchen Menschen temporäre Unterkünfte,
doch dort arbeiten keine Architekten,
weil wir zu beschäftigt damit sind für privilegierte Personen zu arbeiten.
Ich dachte, dass wir als Architekten
auch am Bau temporärer Unterkünfte beteiligt sein können.
Wir können das verbessern.
Deshalb begann ich damit, in Katastrophengebieten zu arbeiten.
Bei dem großen Desaster 1994 in Ruanda, Afrika,
bekämpften sich die Bevölkerungsgruppen der Hutu und Tutsi.
Über zwei Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen.
Ich war überrascht die Notunterkünfte zu sehen, Flüchtlingslager,
organisiert von der UN.
Die Menschen sind so arm und sie frieren,
mit Decken in der Regenzeit.
In den von der UN gebauten Unterkünften
versorgte man sie nur mit einer Plastikplane
und die Flüchtlinge mussten Bäume fällen.
Mehr als zwei Millionen Menschen fällten Bäume
und so entstand Abholzung im großen Umfang,
ein Umweltproblem.
Deshalb stellte man Aluminiumrohre bereit, Aluminium-Baracken.
Sehr teuer, sie werden für Geld wieder hinausgeworfen
und dann werden wieder Bäume gefällt.
Ich schlug meine Idee vor, die Situation durch die Benutzung
von recycelten Papierröhren zu verbessern,
weil die so günstig und stark sind.
Mein Budget pro Einheit waren nur 50 U.S. Dollar.
Wir bauten 50 Einheiten als Kontrolltest für
Beständigkeit, Feuchtigkeit, Termiten, usw.
Und dann im folgenden Jahr, 1995,
gab es ein großes Erdbeben in Kobe in Japan.
Fast 7.000 Menschen wurden getötet
und die Stadt, wie der Bezirk Nagata,
verbrannte nach dem Erdbeben.
Ich stellte fest, dass viele vietnamesische Flüchtlinge litten
und sich bei einer katholischen Kirche versammelten –
das Gebäude war völlig zerstört.
Daher ging ich dort hin und schlug dem Priester vor:
"Warum bauen wir die Kirche nicht aus Papierröhren wieder auf?"
Und er sagte: "Oh Gott, sind Sie verrückt?
Nach dem Feuer wollen Sie das machen?"
Er vertraute mir nicht, aber ich gab nicht auf.
Ich begann nach Kobe zu pendeln
und traf mich mit dem Verein der Vietnamesen.
Sie lebten so, mit armseligen Plastikplanen
im Park.
Ich schlug den Wiederaufbau vor. Und beschaffte Kapital.
Ich baute für sie Unterkünfte aus Papierröhren.
Damit die von Studenten leicht gebaut und
auch leicht wieder abgebaut werden konnten,
nutzte ich als Fundament Bierkästen.
Ich wand mich an die Bierfirma Kirin,
weil die Firma Asahi zu der Zeit
rote Plastikkästen machte
und das passt nicht zur Farbe der Papierröhren.
Die Farbabstimmung ist sehr wichtig.
Ich erinnere mich noch, dass wir Bier in
den Bierkästen aus Plastik erwarteten,
aber die kamen leer an. (Lachen)
Ich erinnere mich noch, wie enttäuschend das war.
Im Sommer baute ich so mit meinen Studenten
mehr als 50 Einheiten der Unterkünfte.
Schließlich traute mir der Priester den Wiederaufbau zu.
Er sagte: "Sie können das machen, wenn Sie
das Geld dafür sammeln und die Studenten zum Bau mitbringen."
Fünf Wochen verbrachten wir damit die Kirche wieder aufzubauen.
Sie sollte dort drei Jahre bleiben,
doch tatsächlich wurden daraus 10 Jahre, weil die Leute sie liebten.
Dann gab es ein großes Erdbeben in Taiwan
und wir schlugen vor, diese Kirche zu stiften.
Also bauten wir sie ab
und schickten sie hin, um durch Freiwillige aufgebaut zu werden.
Sie blieb in Taiwan und ist als permanente Kirche auch jetzt noch dort.
Dieses Gebäude wurde also zu einem permanenten Gebäude.
Daher frage ich mich, was ist ein permanentes und was ein temporäres Gebäude?
Selbst ein Gebäude aus Papier
kann permanent sein, solange die Leute es lieben.
Selbst ein Gebäude aus Beton kann sehr temporär sein,
falls so damit Geld gemacht wird.
Nach dem großen Erdbeben 1999 in der Türkei
ging ich dort hin, um Unterkünfte aus Materialien vor Ort zu bauen.
2001 baute ich in Westindien Unterkünfte.
Nach dem Sumatra-Beben und Tsunami 2004 in Sri Lanka
baute ich Fischerdörfer wieder auf.
2008 wurden in Chengdu in der chinesischen Provinz Sichuan
fast 70.000 Menschen getötet.
Besonders viele Schulen wurden zerstört,
als Folge der Korruption bei Behörden und Bauunternehmern.
Man beauftragte mich damit, eine temporäre Kirche zu bauen.
Meine japanischen Studenten arbeiteten mit chinesischen Studenten zusammen.
In einem Monat stellten wir neun Unterrichtsräume fertig,
mehr als 500 qm.
Das wird noch immer genutzt, auch nach dem aktuellen Erdbeben in China.
2009 gab es auch in Italien in L'Aquila ein großes Erdbeben.
Dies ist ein sehr interessantes Foto:
der ehemalige Ministerpräsident Berlusconi und
und Japans vorvorvorletzter Premierminister, Herr Aso –
weil wir jedes Jahr zu einem neuen Premierminister wechseln müssen.
Sie waren sehr liebenswürdig und ermöglichten mein Modell.
Mein Vorschlag war ein großes Gebäude, eine temporäre Musikhalle,
weil L'Aquila sehr bekannt für Musik ist
und alle Konzerthallen zerstört waren,
sodass Musiker fortgingen.
Ich schlug dem Bürgermeister vor,
einen temporären Konzertsaal zu bauen.
Er sagte: "Sie können das machen, wenn Sie dafür auch das Geld mitbringen."
Und ich hatte viel Glück.
Herr Berlusconi brachte den G8-Gipfel in die Stadt,
unser voriger Premierminister kam,
und sie halfen uns, das Geld zu sammeln.
Von der japanischen Regierung erhielt ich eine halbe Million Euro,
um diesen temporäaren Konzertsaal zu bauen.
2010 gab es ein großes Erdbeben in Haiti.
Es war unmöglich, dorthin zu fliegen,
so flog ich nach Santo Domingo nebenan
und fuhr sechs Stunden bis nach Haiti,
um mit den Studenten in Santo Domingo
50 Einheiten der Notunterkünfte aus Papierröhren vor Ort zu bauen.
Dies passierte vor zwei Jahren im Norden Japans.
Nach Erdbeben und Tsunami mussten
Menschen evakuiert und in großen Räumen, wie Sporthallen, gesammelt werden.
Sehen Sie sich das an, es gibt keine Privatbereiche.
Die Leute leiden geistig und körperlich.
Mit den Studenten als Freiwilligen gingen wir dort hin
und bauten aus Papierröhren einzelne Abteilungen,
einfache Unterkünfte mit einem Gerüst aus Röhren und Vorhängen.
Die Verwalter einiger dieser Einrichtungen
wollten nicht, dass wir das tun,
weil es für sie dann schwieriger sein würde, die Leute unter Kontrolle zu bringen.
Aber dies ist wirklich nötig.
Es gibt nicht genug ebene Flächen,
um wie diese zu bauen.
Sehen Sie sich das an. Selbst die Regierung
baut temporäre Gebäude so schlecht,
so dicht, so durcheinander, weil es keinen Lagerraum gibt, das Wasser leckt ...
Deswegen dachte ich daran, mehrstöckige Gebäude zu bauen,
weil es nicht genug Land gibt und dies nicht wohnlich ist.
Also schlug ich das dem Bürgermeister vor, während ich Abteilungen baute.
Schließlich traf ich einen sehr freundlichen Bürgermeister im Dorf Onagawa
in Miyagi.
Er bat mich, auf Baseballfeldern dreistöckige Gebäude zu bauen.
Dazu benutzte ich Frachtcontainer
und Studenten halfen dabei,
Möbel zu bauen,
um sie wohnlich zu machen.
Alles entspricht dem Budget der Regierung.
Die Fläche, die das Haus einnimmt, ist die gleiche,
aber es ist viel wohnlicher.
Viele Leute wollen hier für immer bleiben.
Es freute mich sehr, das zu hören.
Jetzt arbeite ich in Neuseeland in Christchurch.
Etwa 20 Tage vor dem Erdbeben in Japan
gab es auch dort ein großes Erdbeben,
bei dem auch viele japanische Schüler umkamen
und die bedeutendste Kathedrale der Start zerstört wurde.
Das Wahrzeichen von Christchurch war komplett zerstört.
Man bat mich, zu kommen und eine temporäre Kathedrale zu bauen.
Diese ist noch im Bau.
Ich möchte auch weiterhin Monumente bauen,
die von den Menschen geliebt werden.
Vielen Dank.
(Applaus)
Danke. (Applaus)
Vielen Dank. (Applaus)