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Übersetzung: Jakob Seelig Lektorat: zin nie
Ich erinnere mich noch an den Schultag,
an dem unsere Lehrerin uns sagte,
dass die Weltbevölkerung
drei Milliarden Menschen umfasste.
Und das war 1960.
Und ich werde nun darüber reden,
wie sich die weltweite Bevölkerung seitdem
und bis in die Zukunft hinaus verändert hat.
Aber ich werde keine digitalen Technologien verwenden,
wie ich es in meinen ersten fünf TEDTalks getan habe.
Stattdessen habe ich Fortschritte gemacht.
Und ich führe heute eine brandneue,
analoge Lehrtechnologie ein,
die ich mir bei IKEA besorgt habe:
diese Box.
Diese Box enthält eine Milliarden Menschen.
Und unsere Lehrerin sagte uns,
dass die industrialisierte Welt, 1960,
eine Milliarden Menschen umfasste.
In den Entwicklungsländern, sagte sie,
gab es zwei Milliarden Menschen.
Und damals lebten sie weit weg.
Es gab eine große Lücke zwischen
der einen Milliarde in den industrialisierten Ländern
und den zwei Milliarden in den Entwicklungsländern.
In den industrialisierten Ländern
waren die Leute gesund,
gebildet, reich,
und sie hatten kleine Familien.
Und sie strebten danach,
ein Auto zu kaufen.
Und in 1960 sparten alle Schweden dafür,
sich so einen Volvo kaufen zu können.
Auf diesem wirtschaftlichen Stand befand sich Schweden.
Aber im Gegensatz dazu strebte die durchschnittliche Familie
in den Entwicklungsländern, weit weg,
danach,
sich täglich ernähren zu können.
Und sie sparten,
um sich ein Paar Schuhe kaufen zu können.
Es gab eine gewaltige Lücke in der Welt,
als ich aufwuchs.
Und diese Lücke zwischen dem Westen und dem Rest der Welt
hat eine Denkart geprägt,
die immer noch in unserem Sprachgebrauch ist,
wenn wir über "den Westen"
und "die Entwicklungsländer" reden.
Aber die Welt hat sich verändert,
und es ist überfällig diese Denkart und diese Klassifizierung der Welt
zu erweitern, und so zu verstehen wie sie jetzt ist.
Und das ist es, was ich Ihnen zeigen werde.
Denn seit 1960
sind bis 2010 erstaunliche
vier Milliarden Menschen
zur weltweiten Bevölkerung
hinzugekommen.
Schauen Sie nur wie viele.
Die weltweite Bevölkerung hat sich verdoppelt,
seit ich in die Schule ging.
Und natürlich hat es im Westen Wirtschaftswachstum gegeben.
Viele Firmen haben die Wirtschaft wachsen lassen,
so hat sich die westliche Bevölkerung hierhin bewegt.
Und jetzt streben sie nicht mehr nur nach einem Auto.
Jetzt wollen sie Urlaub an einem weit entfernten Reiseziel machen,
und sie wollen dahin fliegen.
Hier stehen sie also heute.
Und die erfolgreichsten der Entwicklungsländer,
die sind fortgeschritten, wissen Sie.
Und sie wurden zu so genannten Schwellenländern.
Und jetzt kaufen sie Autos.
Und vor einem Monat hat
die chinesische Firma Geely
die Firma Volvo übernommen.
Und dann haben die Schweden endlich verstanden,
dass etwas Großes in der Welt geschehen ist.
(Lachen)
Da sind sie also.
Und das Tragische ist, dass die zwei Milliarden hier drüben,
die sich immer noch ums tägliche Brot und Schuhe bemühen müssen,
immer noch fast so arm sind
wie vor 50 Jahren.
Neu ist, dass
unser größter Milliardenstapel, die drei Milliarden hier,
auch zu Schwellenländern werden,
weil sie recht gesund sind, relativ gut gebildet,
und sie auch schon zwei oder drei Kinder
pro Frau haben, wie die [reicheren Länder].
Und natürlich streben sie jetzt, sich
ein Fahrrad zu kaufen,
und später hätten sie auch gerne ein Motorrad.
Aber das ist die Welt,
die wir heute haben.
Keine Lücke mehr.
Aber der Abstand zwischen den Armen hier, den Ärmsten,
und den Reichsten dort drüben ist grösser denn je.
Heute ist es eine durchgängige Welt
vom Gehen, Fahrradfahren,
Autofahren bis hin zum Fliegen --
[Es gibt] Menschen auf jeder Stufe.
Und die meisten Menschen befinden sich irgendwo in der Mitte.
Das ist die neue Welt, die wir heute,
im Jahr 2010, haben.
Und was wird in der Zukunft geschehen?
Na ja, ich werde es
bis zum Jahr 2050 hochrechnen.
Ich war vor kurzem in Shanghai.
Und ich hörte darauf, was in China geschieht.
Und es ist ziemlich sicher dass China aufholen wird,
genau wie Japan es tat.
Alle Hochrechnungen zeigen, dass diese eine [Milliarde]
[nur] ein bis zwei oder drei Prozent wachsen wird.
Während diese [zweite Milliarde] mit sieben, acht Prozent wächst. Und sie werden hier oben landen.
Sie werden anfangen zu fliegen.
Und diese Länder
unteren oder mittleren Einkommens, die Schwellenländer,
sie werden sich auch wirtschaftlich nach vorne schlagen.
Und wenn,
aber nur wenn,
wir in die richtigen grünen Technologien investieren --
sodass wir einen heftigen Klimawandel vermeiden können,
und Energie noch relativ billig sein kann --
dann werden sie sich bis hier hoch bewegen.
Und sie werden anfangen,
elektrische Autos zu kaufen.
Das werden wir dort sehen.
Nun, was wird aus den ärmsten zwei Milliarden werden?
Was ist mit den ärmsten zwei Milliarden hier?
Werden sie sich weiter bewegen?
Na ja, hier kommt es noch zu Bevölkerungswachstum,
weil wir [in den Schwellenländern] schon zwei bis drei Kinder pro Frau haben
mit weitgehender Familienplanung
wo also die Bevölkerung nicht mehr wächst.
Aber hier [unter den Ärmsten] wächst die Bevölkerung.
Also werden diese [ärmsten] zwei Milliarden in den nächsten Jahrzehnten
auf drei Milliarden steigen.
Und danach werden sie
auf vier Milliarden steigen.
Es gibt nichts --
außer einem Atomkrieg, wie wir ihn noch nie gesehen haben --
dass dieses [Wachstum] aufhalten kann.
Weil dieses [Wachstum] schon läuft.
Aber wenn, und nur wenn,
[die Ärmsten] es aus der Armut schaffen,
bekommen sie Bildung, geringere Kindersterblichkeit,
und können sich ein Fahrrad und ein Handy kaufen und hier leben,
und dann wird das Bevölkerungswachstum
2050 aufhören.
Wir dürfen keine Menschen auf dem Stand
täglicher Ausschau nach Essen und Schuhen haben,
denn dann haben wir weiteres Bevölkerungswachstum.
Und lassen Sie mich zeigen warum,
indem ich zur altmodischen,
digitalen Technologie zurückschalte.
Auf dem Bildschirm hier
haben wir meine Landblasen.
Jede Blase ist ein Land. Die Größe ist die Bevölkerungszahl.
Die Farben zeigen den Kontinent an.
Das Gelbe ist Amerika;
Dunkelblau ist Afrika; Braun ist Europa;
Grün ist der Nahe Osten;
und dieses Hellblau ist Südasien.
Das ist Indien und hier ist China. Größe ist Bevölkerungszahl.
Hier habe ich Kinder pro Frau,
zwei Kinder, vier Kinder, sechs Kinder, acht Kinder --
große Familien [gegen] kleine Familien.
Im Jahre 1960.
Und hier unten, die Überlebensquote der Kinder,
der Prozentsatz von Kindern, die die Kindheit
bis zum Schulanfang überleben.
60 Prozent, 70 Prozent, 80 Prozent, 90,
und fast 100 Prozent, wie wir es heute
in den reichesten und gesündesten Ländern haben.
Aber schauen Sie, das ist die Welt über die meine Lehrerin in 1960 redete.
Eine Milliarde in der westlichen Welt hier,
hohe kindliche Überlebensquote, kleine Familien.
Und der ganze Rest,
der Regenbogen der Entwicklungsländer,
mit sehr großen Familien
und schlechten kindlichen Überlebensquoten.
Was ist passiert? Ich stoße die Welt an. Jetzt geht's los.
Sehen Sie wie sich mit den vergehenden Jahren die Überlebensquote der Kinder verbessert?
Sie bekommen Seife, Hygiene, Bildung,
Impfungen und Penizillin.
Und dann Familienplanung. Die Familiengröße verkleinert sich.
[Wenn] 90 Prozent kindlichen Überlebens erreicht wird, dann verkleinern sich Familien.
Und die meisten der arabischen Länder im Nahen Osten
fallen [hin zu kleinen Familien].
Schauen Sie, Bangladesch holt Indien ein.
[Alle] Schwellenländer [der] Welt
fügen sich der westlichen Welt an
mit guten Überlebensquoten der Kinder
und kleinen Familiengrößen.
Aber die ärmsten Milliarden haben wir immer noch.
Können Sie die ärmsten Milliarden sehen,
diese [zwei] Boxen die ich hier drüben hatte?
Sie sind immer noch hier oben.
Und ihre Kinder überleben immer noch nur zu
70 bis 80 Prozent,
was bedeutet, dass bei einer Geburtsrate von sechs Kindern
mindestens vier
bis zur nächsten Generation überleben.
Und dass die Bevölkerung sich in einer Generation verdoppeln wird.
Deshalb ist der einzige Weg,
das weltweite Bevölkerungwachstum wirklich aufzuhalten,
die Überlebensquote der Kinder weiterhin
auf bis zu 90 Prozent zu verbessern.
Deshalb sind [Gesundheits] Investitionen der Gates Foundation,
von UNICEF und Hilfsorganisationen,
zusammen mit den nationalen Regierungen der ärmsten Länder,
so gut.
Weil sie uns tatsächlich
dabei helfen
eine tragbare Bevölkerungsgröße der Welt zu erreichen.
Wenn wir das Richtige tun, können wir bei neun Milliarden aufhören.
Das Überleben der Kinder ist das neue Grün.
Nur durch eine bessere Überlebensquote der Kinder
werden wir das Bevölkerungswachstum anhalten.
Und wird das passieren?
Na ja, ich bin weder ein Optimist,
noch bin ich ein Pessimist,
ich bin ein sehr ernsthafter "Eventualist."
Es ist eine neue Kategorie, in der wir Gefühle auseinander nehmen,
und nur analytisch mit der Welt arbeiten.
Das ist möglich.
Wir können eine viel gerechtere Welt haben.
Mit grünen Technologien
und mit armutsmildernden Investitionen,
und mit guter weltweiter Regierung,
kann die Welt so werden.
Und schauen Sie sich den Platz des alten Westens an.
Wissen Sie noch als diese blaue Box ganz allein war,
die Welt anführte und sein eigenes Leben lebte?
Das wird nicht noch einmal passieren.
Die Rolle des alten Westens in der neuen Welt
ist es [Teil] des Fundaments
der modernen Welt zu werden --
nicht mehr, nicht weniger.
Aber es ist eine sehr wichtige Rolle.
Tun Sie es gut, und gewöhnen Sie sich dran.
Vielen Dank.
(Applaus)