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Florian ist jetzt im Urlaub.
Das erste Mal ohne Eltern.
Das fühlt sich für den 16-Jährigen gut an.
Für ein paar Tage mal woanders schlafen.
In der Kurzzeitpflege der Helfenden Hände in München
ist für ihn alles vorbereitet.
Für die medizinische Betreuung ist auch gesorgt.
Seine Kinderkrankenschwester ist mitgekommen.
Die Kosten für alles trägt zum ersten Mal die Krankenkasse.
Nach jahrelangem Kampf ist die Lücke im Gesetz geschlossen.
Das ist für Florian eine wichtige Entscheidung,
weil er bisher diese Ferienfreizeit nicht wahrnehmen konnte.
Es ist auch für die Eltern eine wichtige Entscheidung.
"365 Tage, 24 Stunden am Tag, ohne eine Pause zu haben,
diese Leistung kann man auf Dauer nicht erbringen.
Deswegen ist es wichtig, dass diese Familien
diese Dienste endlich auch in Anspruch nehmen können."
Für andere Familien das normalste der Welt,
für die Familie von Florian eine absolute Seltenheit:
endlich mal Abspannen von der Behinderung,
wenigsten für ein paar Tage eine ganz normale Familie sein.
"Ich finde super, dass meine Eltern jetzt mehr Zeit für mich haben.
Wir haben uns die nächsten Tage nichts vorgenommen,
weil wir es spontan machen, wie das für andere Familien immer ist.
Wir leben in den Tag hinein und machen,
worauf wir spontan *** haben."
Irgendwie fehlt Florian, doch seine Behinderung
hat alles auf den Kopf gestellt.
Seit 16 Jahren.
Wenigstens ab und zu ein normales Leben, das ist der Wunsch.
Doch jahrelang gab's kein Einsehen.
Weder vor Gericht noch von der Politik.
Der lange Kampf hat sich auf jeden Fall gelohnt.
"Damit man einfach mal eine Auszeit hat.
Nicht nur für uns, sondern für alle in Deutschland, die das brauchen.
Man braucht die Auszeit, sonst kann man irgendwann nicht mehr."
Florian ist kein Einzelfall.
Ganz im Gegenteil:
Durch die moderne Medizin
steigt die Lebenserwartung der schwerstbehinderten Menschen.
Und dadurch steigt der Bedarf an medizinischer Betreuung.
Durch die Gesetzesänderung dürfen sie jetzt in die Kurzzeitpflege,
aber auch ins Wohnheim.
Dort leben 54 behinderte Erwachsene
in einer Art Ersatzfamilie.
Es gibt Gemeinschaftsräume, aber auch eigene Zimmer.
Nils lebt seit 5 Jahren hier.
Die Gesetzesänderung zum Jahreswechsel war sein Glück.
"Nils hat uns schon öfter große Sorgen gemacht.
Im letzten Jahr musste er ins Krankenhaus,
bekam ein Tracheostoma gesetzt.
Das ist das hier.
Damit war es uns nicht mehr möglich vom Gesetzgeber,
ihn bei uns im Wohnheim zu versorgen.
Deswegen war es für uns immens wichtig,
dass die Gesetzesänderung kam, damit wir auch
die medizinische Behandlungspflege im Wohnheim finanziert bekommen."
So darf der 25-jährige Nils hierbleiben.
Ohne die Gesetzesänderung wäre er jetzt
in einer Demenzstation im Altenheim.
Auch für Florian ist in Zukunft
ein Platz im Wohnheim der Helfenden Hände in München denkbar.
Die Kosten werden dann auch getragen.
Unser gemeinsames jahrelanges Engagement für die Reform
hat sich also ausgezahlt.
Für Florian und alle anderen schwerstbehinderten Menschen in Deutschland.