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Übersetzung: Lisbeth Wild Lektorat: Nadine Hennig
Ich möchte, dass Sie die Hand heben:
Wer hat schon mal jemanden auf Facebook geblockt,
weil er was Falsches über Politik, Religion
Kindererziehung oder Essen gesagt hat?
(Gelächter)
Wie viele von Ihnen kennen jemanden, dem sie ausweichen,
weil Sie einfach nicht mit ihm sprechen möchten?
(Gelächter)
Um eine höfliche Unterhaltung zu haben,
folgten wir dem Rat von Henry Higgins aus "My Fair Lady":
Bleib bei Wetter und Gesundheit.
Aber heute, mit Klimawandel und Impfgegnern, sind diese Themen --
(Gelächter) --
auch nicht mehr sicher.
Die Welt, in der wir leben --
eine Welt, in der sich jedes Gespräch
zu einer Debatte entwickeln kann;
in der Politiker nicht kommunizieren können
und in der selbst die einfachsten Themen
Fürsprecher und Gegner auf den Plan rufen, diese Welt ist nicht normal.
Pew Research hat 10 000 erwachsene Amerikaner befragt
und es zeigte sich, dass wir heute stärker polarisieren
und geteilter sind als jemals zuvor.
Wir gehen weniger Kompromisse ein, das heißt, wir hören einander nicht zu.
Wir treffen Entscheidungen über unseren Wohnort,
unsere Lebensgefährten und sogar unsere Freunde
basierend auf dem, woran wir glauben.
Noch einmal: Das heißt, wir hören einander nicht zu.
Bei einem Gespräch müssen sich Reden und Zuhören die Balance halten.
Diese Balance haben wir irgendwann verloren,
zum Teil wegen der Technologie,
wegen der Smartphones, die Sie alle in der Hand halten
oder zumindest griffbereit haben.
Pew Research berichtet,
dass ein Drittel der Teenager in den USA am Tag mehr als hundert SMS verschickt.
Viele von ihnen, ja fast die meisten, texten lieber ihren Freunden
als persönlich mit ihnen zu sprechen.
"The Atlantic" veröffentlichte
einen tollen Artikel von High-School-Lehrer Paul Barnwell.
Er startete mit seinen Schülern ein Projekt,
mit dem er ihnen beibringen wollte, einen Vortrag ohne Notizen zu halten.
Und er sagte: "Ich habe erkannt..."
(Gelächter)
"Ich habe erkannt, dass Konversation
die am meisten unterschätzte Fähigkeit ist, die wir nicht lehren.
Kinder verbringen Stunden mit Themen und Konversationen vor dem Bildschirm,
haben jedoch selten die Möglichkeit,
zwischenmenschliche Kommunikation zu üben.
Es mag seltsam klingen, aber wir müssen uns fragen:
'Gibt es im 21. Jahrhundert eine Fähigkeit, die wichtiger ist,
als ein stimmiges, souveränes Gespräch zu führen?'"
Ich lebe davon, vor Menschen zu reden:
vor Nobelpreisträgern, LKW-Fahrern,
Milliardären, Kindergärtnerinnen,
Staatsoberhäuptern, Installateuren.
Ich spreche zu denen, die ich mag, und zu denen, die ich nicht mag.
Ich spreche zu Menschen, denen ich persönlich ganz und gar nicht zustimme.
Aber ich unterhalte mich trotzdem blendend mit ihnen.
Ich zeige Ihnen also in den nächsten zehn Minuten,
wie man spricht und wie man zuhört.
Viele von Ihnen haben dazu schon viele Tipps bekommen:
dem anderen in die Augen schauen,
sich vorab interessante Gesprächsthemen überlegen,
hinschauen, nicken und lächeln als Zeichen der Aufmerksamkeit,
wiederholen, was gesagt wurde, oder es zusammenfassen.
Vergessen Sie all das.
Das ist Mist.
(Gelächter)
Man muss nicht lernen, wie man aufmerksam wirkt,
wenn man tatsächlich aufmerksam ist.
(Gelächter)
(Applaus)
Ich benutze bei professionellen Interviews genau dieselben Fertigkeiten
wie im normalen Leben.
Also zeige ich Ihnen, wie man Menschen interviewt,
und das wird Sie zu einem besseren Gesprächspartner machen.
Lernen Sie, sich zu unterhalten, ohne Zeit zu verschwenden oder sich zu langweilen,
und -- bitte -- ohne jemanden zu beleidigen.
Wir hatten alle schon richtig gute Gespräche.
Wir hatten sie alle schon mal. Wir kennen sie.
Die Art von Gespräch, nach dem Sie sich belebt und inspiriert fühlen,
oder bei dem eine Beziehung entstanden ist
oder in dem Sie sich verstanden fühlen.
Es gibt keinen Grund,
warum nicht all Ihre Gespräche so sein sollten.
Ich habe 10 Grundregeln, die ich Ihnen zeigen werden.
Selbst wenn Sie nur eine wählen und die perfekt beherrschen,
werden Sie schon bessere Gespräche führen.
Nummer eins: Kein Multitasking.
Es reicht nicht, das Mobiltelefon wegzulegen,
oder das Tablet, oder die Autoschlüssel oder was auch immer.
Seien Sie aufmerksam.
Verharren Sie im Moment.
Denken Sie nicht an den Streit mit Ihrem Chef.
Überlegen Sie nicht, was Sie zu Abend essen.
Wenn Sie das Gespräch verlassen wollen,
verlassen Sie es, aber bleiben Sie nicht halbherzig dabei.
Nummer zwei: Belehren Sie nicht.
Wenn Sie Ihre Meinung äußern möchten,
ohne dass jemand antwortet, Ihre Aussage weiterführt oder etwas dagegen hält,
schreiben Sie einen Blog.
(Gelächter)
Aus einem guten Grund lade ich keine Experten in meine Show ein:
weil sie langweilig sind.
Sind sie konservativ, hassen sie Obama, Essensmarken und Abtreibung.
Sind sie liberal, hassen sie Großbanken, Ölfirmen und *** Cheney.
Total vorhersehbar.
So wollen Sie nicht sein.
Beginnen Sie jedes Gespräch mit der Annahme, etwas daraus zu lernen.
Der berühmte Therapeut M. Scott Peck sagte:
"Um aufmerksam zuzuhören, muss man sich komplett rausnehmen."
Und das bedeutet manchmal, seine persönliche Meinung rauszunehmen.
Er sagt, wenn man das akzeptiert,
mache das den Sprecher weniger verletzlich
und man eröffne dem Zuhörer eher tiefe Einblicke in die eigenen Gedanken.
Noch einmal: Nehmen Sie an, es gibt etwas dabei zu lernen.
Bill Nye: "Jeder, den Sie jemals treffen, weiß etwas, was Sie nicht wissen."
Anders gesagt: Jeder ist Experte auf irgendeinem Gebiet.
Nummer drei: Stellen Sie offene Fragen.
Nehmen Sie sich Journalisten zum Vorbild.
Beginnen Sie Ihre Fragen mit Wer, Was, Wann, Wo oder Wie.
Wenn Sie eine komplizierte Fragen stellen, wird die Antwort einfach sein.
Wenn ich Sie frage: "Hatten Sie Angst?"
werden Sie auf das stärkste Wort in dieser Frage antworten,
und zwar "Angst", und die Antwort ist "Ja" oder "Nein".
"Hat Sie das verärgert?" - "Ja, das hat es."
Lassen Sie die Befragten es beschreiben. Diese wissen, wovon sie sprechen.
Versuchen Sie es mit Fragen wie "Wie war das für Sie?"
"Wie fühlte sich das an?"
Dann müssen sie nämlich innehalten und darüber nachdenken
und Sie bekommen eine viel interessantere Antwort.
Nummer vier: Bleiben Sie am Ball.
Das heißt, dass Ihnen Dinge einfallen werden
und Sie diese wieder loslassen müssen.
Wir haben alle schon Interviews gehört,
in denen der Gast mehrere Minuten spricht,
und dann stellt der Moderator eine Frage,
die aus dem Nichts zu kommen scheint oder schon beantwortet wurde.
Der Moderator hat also vor zwei Minuten aufgehört zuzuhören,
da er sich diese äußerst intelligente Frage ausdachte
und nur noch darauf wartete, sie stellen zu können.
Und wir machen genau dasselbe.
Wir sitzen da und unterhalten uns
und denken an damals, als wir Hugh Jackman im Café getroffen haben.
(Gelächter)
Und wir hören nicht mehr zu.
Geschichten und Ideen kommen zu Ihnen.
Sie müssen sie kommen und gehen lassen.
Nummer fünf: Wenn Sie es nicht wissen, sagen Sie, dass Sie es nicht wissen.
Menschen im Radio, vor allem auf NPR,
sind sich bewusst, dass sie aufgenommen werden.
Sie sind daher vorsichtiger damit, sich als Experte für etwas auszugeben,
oder zu behaupten, etwas 100%-ig zu wissen.
Tun Sie das. Gehen Sie auf Nummer sicher.
Halten Sie, was Sie versprechen.
Nummer sechs: Setzen Sie Ihre Erfahrungen nie mit denen der anderen gleich.
Erzählt Ihnen jemand vom Verlust eines Familienmitglieds,
erzählen Sie nicht von damals, als Sie jemanden verloren.
Erzählt Ihnen jemand von den Problemen im Job,
erzählen Sie nicht, dass Sie Ihren Job hassen.
Es ist nicht dasselbe. Das ist es nie.
Jede Erfahrung ist individuell.
Und was noch wichtiger ist: Es geht nicht um Sie.
In dem Moment geht es nicht darum zu beweisen, wie toll Sie sind
oder wie sehr Sie gelitten haben.
Jemand fragte Stephen Hawking, wie hoch sein IQ sei.
Er sagte: "Ich weiß es nicht. Nur Verlierer prahlen mit ihrem IQ."
(Gelächter)
Gespräche sind kein Anlass zur Eigenwerbung.
Nummer sieben:
Versuchen Sie, sich nicht zu wiederholen.
Es ist herablassend und total langweilig,
und wir tun es viel zu oft.
Vor allem in Geschäftsbesprechungen oder wenn wir mit unseren Kindern reden,
wollen wir etwas Bestimmtes sagen,
und daher formulieren wir es immer wieder um.
Tun Sie das nicht.
Nummer acht: Keine unnötigen Details.
Ganz ehrlich, es interessiert niemanden,
ob Sie sich an die Jahreszahlen, die Namen,
das Datum oder andere Details erinnern können oder nicht.
Das ist den Leuten egal.
Was ihnen wichtig ist, sind Sie.
Sie wollen wissen, wie Sie sind,
was Sie gemeinsam haben.
Also vergessen Sie die Details. Lassen Sie sie weg.
Nummer neun:
Das ist nicht die letzte Regel, aber die wichtigste.
Hören Sie zu.
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele wichtige Menschen gesagt haben,
dass Zuhören die vermutlich allerwichtigste Fähigkeit ist,
die Sie sich aneignen sollten.
Buddha sagte, frei übersetzt:
"Wenn Ihr Mund offen ist, lernen Sie nichts."
Calvin Coolidge sagte: "Kein Mensch hat je durch Zuhören seinen Job verloren."
(Gelächter)
Warum hören wir einander nicht zu?
Erstens, weil wir lieber reden.
Wenn ich rede, habe ich die Kontrolle.
Ich muss nichts hören, was mich nicht interessiert.
Ich stehe im Mittelpunkt.
Ich kann meine Identität stärken.
Es gibt aber noch einen Grund: Wir werden abgelenkt.
Im Durchschnitt sagt eine Person 225 Wörter pro Minute,
doch wir können bis zu 500 Wörter pro Minute verarbeiten.
Also füllen wir die fehlenden 275 Wörter auf.
Ich weiß, es ist anstrengend und kostet Energie,
jemandem volle Aufmerksamkeit zu schenken,
aber wenn Sie das nicht können, sind Sie nicht Teil des Gesprächs.
Sie sind nur zwei Personen,
die am selben Ort lose Sätze von sich geben.
(Gelächter)
Sie müssen einander zuhören.
Stephen Covey hat es schön gesagt.
Er sagte: "Die meisten von uns hören nicht zu, um zu verstehen.
Wir hören zu, um zu antworten."
Eine Regel noch, Nummer zehn: Halten Sie sich kurz.
["Ein gutes Gespräch ist wie ein Minirock: kurz genug, um Interesse zu wecken,
aber lang genug, um alles zu bedecken." - meine Schwester]
(Gelächter)
(Applaus)
All das kann folgendermaßen zusammengefasst werden:
Zeigen Sie Interesse an anderen Menschen.
Ich wuchs mit einem sehr berühmten Großvater auf
und bei mir zuhause gab es eine Art Ritual.
Leute kamen, um mit meinen Großeltern zu sprechen,
und nachdem sie wieder gingen, kam meine Mutter zu uns
und fragte: "Wisst ihr, wer das war?
Sie wurde Vize-Miss-Amerika.
Er war der Bürgermeister von Sacramento.
Sie gewann einen Pulitzer-Preis. Er ist ein russischer Balletttänzer."
Ich wuchs auf in der Annahme,
dass jeder etwas Tolles versteckt hält.
Und ich glaube, das macht mich zu einer besseren Moderatorin.
Ich halte so oft ich kann den Mund,
ich bleibe offen für Neues
und ich mache mich immer auf Überraschungen gefasst
und ich werde nie enttäuscht.
Tun Sie das auch.
Gehen Sie und reden Sie mit Leuten,
hören Sie ihnen zu.
Aber noch viel wichtiger ist, machen Sie sich auf Überraschungen gefasst.
Danke.
(Applaus)