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Ich bin bei der Show von Eckart von Hirschhausen.
Ganz neues Programm.
Arzt, Kabarettist, Bestseller-Autor,
man kennt ihn.
Und das neue Programm lohnt sich auch zu kennen.
Wie geht es dir? Schon voll drin?
Ah nee. Ich finde es ja immer spannend, sich weiter zu entwickeln. Künstlerisch und auch thematisch.
Und nachdem ich über die Liebe, über das Glück, über die Wunder wirken Wunder schon Programme hatte,
mache ich jetzt was über die Zeit und über die Endlichkeit.
Und über die große Frage: Was machen wir mit der Zeit, die uns geschenkt wird?
Weil: wir leben so lange, wie keine Generation vor uns.
Und die meisten Leute sind irgendwie die ganze Zeit dagegen, älter zu werden. Und ich bin dafür.
Sehr gut. Zeit ist dein Thema aktuell. Mein Thema ist Kommunikation.
Was hat das miteinander zu tun - Zeit und Kommunikation?
Dass die Art und Weise, wie wir mit uns selber reden oder was wir uns einreden, unser Leben bestimmt.
Also es gibt zum Beispiel Studien, die zeigen, dass Menschen, die ein positives Bild vom Alter haben,
sieben Jahre länger leben, als die, die ständig Angst haben.
Deswegen wäre mein großer Ratschlag: Sucht euch mal eine Liste von coolen Alten
und fragt mal Menschen, die schon lange gelebt haben, was sich lohnt im Leben.
Und nur weil die nicht bei Twitter und Facebook sind, heißt das nicht, dass sie nichts Wesentliches mitzuteilen haben.
Und so gesehen hat Kommunikation natürlich bei Menschen die große Rolle, Erfahrungswissen weiter zu geben.
Und man wird nicht automatisch weise, nur weil man älter wird.
Und viele bleiben ja - unfreiwillig komisch - gerne irgendwie mit 60 stehen auf der Stufe,
wo sie denken, mit Turnschuhen und Basecap hält man mich immer noch für 20.
Alarm gerade im Hintergrund aber uns egal. Wir reden einfach weiter.
Wenn wir über Zeit sprechen, wie wichtig ist das Thema Timing für dich und für deine Shows?
Ich mach mal das Fenster zu.
Das ist schlechtes Timing.
Das ist schlechtes Timing. Genau.
Das ist wieder so ein SUV, der noch nie außerhalb von einer Straße benutzt wurde.
Der offensichtlich im Moment nicht genug Aufmerksamkeit kriegt.
Und jetzt hat er einen Weg gefunden.
Timing ist wichtig, weil man als Bühnenmensch ja ein Gespür dafür kriegt,
dass du nicht nur Sender bist, sondern auch Empfänger.
Dass du zuhören musst, dass die Leute dir folgen können und dass da ein Dialog entsteht.
Ich mach ganz viel interaktiv mit dem Publikum.
Deswegen ist Live für mich auch die Königsdisziplin.
Ich mache gerne Fernsehen, ich schreibe auch gerne im stillen Kämmerlein Bücher und Texte oder Artikel und interviewe.
Aber direkt zu merken, wie was ankommt, das ist spannend.
Und es gibt zwei Katatstrophen im Leben eines Komikers:
Die eine ist, du hast dir was ausgedacht. Du denkst, es ist puppenlustig.
Und keiner lacht.
Und die andere Katatstrophe ist: Die Leute lachen und du weißt nicht warum.
Und dann musst du rausfinden: Eas hast du denn gerade gemacht?
Und das Tolle ist eben, viele Momente sind einzigartig und sind auch nicht wieder herzustellen.
Gestern zum Beispiel hatte ich jemanden, da ging es darum, was es so für Lebensziele gibt.
Und der sagte: "Mensch, ich wollte immer schon mal mit dem Motorrad durch ganz Europa fahren."
Und dann fragte ich ihn: "Hast du ein Motorrrad?" - "Ja."
"Hast du einen Führerschein?" - "Ja."
"Dann fahr!"
Und der ganze Saal hat gelacht.
Weil es so offensichtlich ist, dass ich eigentlich nichts weiter brauche als den Entschluss.
Gibt es irgendeinen Fehler, den du zu Beginn deiner Karriere gemacht hast
und den du jetzt nicht mehr machst, wenn du auf die Bühne gehst?
Ein großer Fehler ist, wenn man versucht, allen zu gefallen und es allen recht zu machen.
Du bist kein Nutella-Glas.
Und du kannst froh sein, wenn es Mehrheiten gibt.
Aber auch dafür hat mir mal jemand einen sehr klugen Satz gesagt:
Man kann sich nicht aussuchen, wofür man geliebt wird.
Das heißt, was die Leute in dir sehen, hat vielleicht mit dem, was du gerne ausdrücken willst, Berührungspunkte, aber ist nie deckungsgleich.
Und einerseits mute ich meinen Zuschauern schon was zu. Ich nehme die ernst.
Ich halte die nicht für doof, wie viele Fernsehschaffende, die ihr Publikum verachten.
Auf der anderen Seite bin ich auch bereit, immer wieder Dinge in Frage zu stellen, an denen ich selber gehangen hab.
Also, es gibt diesen großen Spruch unter Journalisten, oder Bühnenkünstlern auch: "Kill your darlings".
Also die Dinge, an denen du selber am meisten hängst, sind vielleicht gar nicht die Dinge, die dich ausmachen.
Und da wird man ein bisschen gelassener, je älter man wird.
Ich freue mich sehr auf die zweite Hälfte der Show.
Jetzt haben wir die Untermalung komplett ausgenutzt.
Magic!
Herzlichen Dank, Eckart von Hirschhausen!
Gerne wieder.